Karriere-Highlights

  • In der Jugend waren es die Wettkampfergebnisse: 2011 wurde ich Vize-Deutschermeister bei den Junioren.
  • Ninja-Warrior Finaleinzüge waren auch grandiose Erlebnisse.
  • Was mich aber am nachhaltigsten geprägt hat und immer noch prägt sind die Abenteuer und Expeditionen.
  • 2018 & 2019: Grönlandexpedition mit Stefan Glowacz. Dabei sind wir „by fair means“ nach Grönland gesegelt, haben das grönländische Inlandeis durchquert und eine große Erstbegehung an einem tollen Berg hinterlassen.
  • Erstbegehung & erste freie Begehung von „Wirklich oben bist du nie“ (8a+, 33 SL, 1100m, Scheideggwetterhorn)

Lieblingsorte zum Leben / Klettern / Reisen

Zwar nur ein Gedankenspiel. Aber wenn ich meine größten Leidenschaften alle zusammenlegen würde, nämlich Klettern, Wellenreiten und neuerdings das Kiten und Segeln, dann würde mein Traum-Wohnort vermutlich irgendwo an der Atlantikküste zwischen Santander und Gijon liegen. Dort hätte ich Wasser und Fels in unmittelbarer Entfernung. Eben ein Traum. :-)

Um rational zu bleiben. Mit zwei kleinen Töchtern und einem sehr guten familiären Umfeld in Stuttgart zu leben ist auch in Ordnung!

Lieblings-Kletterarten (Bouldern, Sportklettern, Trad Klettern etc.)

Mehrseillängen-Routen in alpinem Gelände und Deep Water Soloing

Was die meisten Menschen nicht über mich wissen: 

Manchmal gehe ich echt gern shoppen. :-) 

Interview

  • Klettern

    Wann und wie bist du zum Klettern gekommen und was hat dich an diesem Sport interessiert / fasziniert?

    Ich muss sieben Jahre alt gewesen sein, als mich unser Vater das erste Mal mit zum Klettern genommen hat. 23 Jahre später brenne ich immer noch genauso für diesen Sport. Ein Motivationsproblem hatte ich während meiner „Karriere“ nie. Denn das Klettern ist so unglaublich vielseitig.

    Was mich für die Zukunft interessiert, sind die Möglichkeiten wie sich das Klettern mit anderen Sportarten verbinden lässt. Dabei ist der Grundtenor: Wie komme ich möglichst auf umweltverträgliche Art & Weise an den Fels. Das eröffnet total spannende Projektideen!

    Wer war dein Kindheitsheld und siehst du dich heute als Vorbild? Beeinflusst es dich in irgendeiner Weise, dass andere Menschen zu dir aufschauen?

    Stefan Glowacz war mein großes Vorbild.

    Dadurch dass mein Bruder und ich schon so lange im deutschen Klettersport unterwegs sind, kennt man uns in gewisser Weise: „Haja da sind ja die Hansbrüder!“

    Durch Ninja Warrior wurde die Bekanntheit nochmal verstärkt. Kinder und Jugendliche benennen meinen Bruder und mich als ihre Vorbilder. Also, um nun auf die Frage zurückzukommen. Ja, in gewisser Weise sehe ich mich nun als Vorbild für andere. Wirklich beeinflussen tut mich das nicht. Vielmehr finde ich es toll durch diese Funktion die Möglichkeit zu haben Kindern und Jugendlichen den Klettersport mit den damit verbundenen Werten, wie Zusammenhalt und Naturverbundenheit, näher zu bringen. Genau das ist mein Ziel bei den Young Talents.

    Was waren die wichtigsten Meilensteine in deinem bisherigen Leben, sowohl beim Klettern als auch im Alltag? Hast du sie sofort als solche erkannt oder erst später?

    • Meilenstein 1: Ohne meinen Bruder wären wir beide nicht in der Position, in der wir heute sind. Wir waren immer beste Trainingspartner, haben uns gegenseitig gepusht, ohne dass dabei Neid im Spiel war
    • Meilenstein II: Gute Heimtrainer und der Landeskader Baden-Württemberg
    • Meilenstein III: Red Chili Testimonials & Stefan Glowacz. Ohne Red Chili, wäre Stefan nie auf mich aufmerksam geworden. Er hat mich darin bestärkt eine professionelle Kletterkarriere einzuschlagen
    • Meilenstein IIII: Die Grönlandexpedition. Als Startschuss des Profi-Sportlers
    • Meilenstein V: Meine beiden Töchter Heli & Lilo

    Was waren deine größten Misserfolge / Rückschläge / Verletzungen? Wie bist du mit ihnen umgegangen und wie hast du dich davon erholt?

    Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich schwerwiegende Verletzungen, aber oft hatte ich damit zu kämpfen, dass ich in Drucksituation, bspw. Während eines Wettkampfes nicht frei performen konnte. Dies sich einzugestehen hat einige Zeit gekostet. Durch mentales Training konnte ich mich davon befreien.

  • Training

    Hast du einen festen Trainingsplan, wann und wie du das ganze Jahr über trainierst?

    Ich trainiere immer projektbezogen. Sprich ich habe im Jahr 1-2 große Projekte, auf die ich mich systematisch und diszipliniert vorbereite. In der „OFF-Season“ kann es dann auch mal gut sein, dass ich das Klettern komplett sein lasse und mich stattdessen auf ein Fahrrad setze, um mit meiner Familie bis nach Mallorca zu radeln. So halte ich meine Motivation hoch.

    Welchen Rat kannst du jemandem geben, der sein Training verbessern möchte?

    Sucht euch Kletterpartner*innen mit denen ihr gemeinsam trainiert. Man kann so viel voneinander lernen.

    Was hältst du von Kletterhallen im Vergleich zum Felsklettern?

    Die Schere wird immer größer, zumindest im frei geschraubten Teil von Boulderhallen. Während die Physis am Fels immer noch die wichtigste Leistungskomponente ist, wird in der Halle die Koordination immer wichtiger.

    Kannst du einen einarmigen Klimmzug machen? Und wie sieht es mit einem Finger aus?

    Aber klar! Sogar 2-3. :-) Wenn der Finger in einer Bandschlinge liegt, dann auch mit einem Finger.

    Wie viel des Erfolges als Profikletterer ist der Show geschuldet und wie viel dem tatsächlichen Kletterkönnen?

    Wie in allen Lebensbereichen musst du auch als Profi-Kletterer dir erstmal deine „Brötchen verdienen“, sprich Leistung zeigen. Danach beginnt der Teil mit der eigenen Vermarktung. Willst du als Kletterer auch nachhaltig als Profi „leben“ können, dann ist diese Ebene enorm wichtig und wird häufig unterschätzt, oder belächelt. Zum Profitum gehört mehr dazu als nur schwer zu klettern. Denn wenn ich beispielsweise 5x 9a innerhalb eines Jahres geklettert bin, es davon aber kein Bild- oder Videomaterial gibt, dann haben die Sponsoren davon auch keinen Mehrwert.

     Es hält sich also die Waage: Mein muss Leistung zeigen, diese aber auch präsentieren können.

  • Psychologie

    Ist es für jeden möglich, irgendwann einen einarmigen Klimmzug zu machen oder auf dem Gipfel des Eiger/Matterhorns zu stehen, oder muss man wirklich dafür geboren sein?

    Beides machbar. Wobei ich mich aus dem Fenster lehnen würde, um zu behaupten, dass es leichter ist auf dem Gipfel des Matterhorns (nicht dem Eiger) zu stehen, als einen einarmigen Klimmzug hinzubekommen. Aerobe Ausdauer und leichte Kletterskills, was man für das Matterhorn benötigt, sind leichter trainierbar als einen solch maximalkräftigen Bewegungsablauf wie einen einarmigen Klimmzug.

    Mein Bruder ist der stärkere Kletterer von uns beiden, einen einarmigen Klimmzug kann er aber immer noch nicht. 

    Wie wichtig ist es, sich im Profisport Ziele zu setzen? Was sind deine Ziele, auf die du beim Klettern und im Leben hinarbeitest?

    Alles entscheidend ist es sich im Profitum Ziele zu setzen. Für mich gibt es nichts spannenderes, als gemeinsam mit meinen Sponsoren sich Ziele zu setzen und diese gemeinsam durchzuziehen!

    Wie gehst du mit extrem schwierigen Kletterproblemen um? Bist du manchmal frustriert und gibst auf oder motiviert dich das noch mehr?

    Hmmm ehrlich gesagt habe ich noch nie etwas ganz Hartes projektiert. Aber dieses Jahr steht ein Mehrseillängenprojekt auf meiner Bucket List, welches weit über dem liegt, was ich bisher geklettert bin. Sprich ich werde herausfinden, ob mich etwas ganz Hartes eher motiviert, oder frustriert. Ich denke es gibt nicht, entweder/oder. Vielmehr ist es ein Prozess. Na klar, werde ich mal frustriert sein, aber sich dann zu schütteln und zu sagen, ich mach weiter. Darum geht es doch!

  • Zukunft des Felskletterns

    Wohin wird sich der Sport deiner Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln, was wird sich ändern und welche Rolle wirst du dabei spielen?

    Ich sehe mich als kletternden Abenteurer. Klettern wird immer ein fester Bestandteil meiner Unternehmungen sein, aber eben nur ein Teil. Ich finde es spannend sich auch selbst den Horizont zu öffnen.

    Denn momentan definiert sich der Klettersport schon stark über Schwierigkeit. Nach Farben geschraubte Schwierigkeitslevels in Boulderhallen, Rankings am Moon- und Kilterboard, 8a.nu, Olympia etc…

    Für mich sehe ich die Aufgabe, gerade der Jugend diesen Zahn der reinen Definition über Schwierigkeit zu ziehen. Sie sollen den Sport lieben, weil er so unglaublich vielseitig und abwechslungsreich ist und nicht, weil sie unter Umständen darin die besten sind.